ElbschulEltern

Bericht von der Inklusionsveranstaltung

Die erst im Sommer fertig gestellte Caféteria der Stadtteilschule Mitte war am vergangenen Samstag, 5. November 2016 gut besucht. Rund 80 Lehrer, Studenten, Eltern und Inklusionsinteressierten hatten sich zur Veranstaltung “Welche Aspekte sprechen für eine erfolgreiche Inklusion hörbehinderter SchülerInnen?” angemeldet. Nach kurzer Begrüßung durch Ines Helke (Leiterin der BdS-Jugendgruppe), Thomas Worseck (Geschäftsführer vom Hamburger Gehörlosenverband) und Christina Beusse-Schlegel (Schulleiterin STS Mitte) übergab sie das Wort an ihre SchülerInnen mit der Frage: „Welche Erwartungen habt Ihr an eine Schwerpunktschule?“ Wir ElbschulEltern konnten uns in vielen ihrer Aussagen wiederfinden.

Anschließend berichtete Professorin Dr. Claudia Becker (Humboldt Universität Berlin, Abt. Gebärdensprach- & Audiopädagogik) sehr anschaulich, wie aktuell die Gebärdensprache in der Inklusion eingesetzt wird, welche Modelle (Einzel-, Gruppenintegration) es gibt, wie viele SchülerInnen in Deutschland mit Dolmetscher beschult werden. Ausführlich ging sie auf die Gelingensfaktoren für die inklusive Schule mit Laut- und Gebärdensprache ein.

Im folgenden Vortrag lag der Schwerpunkt auf der Identitätsentwicklung bei Hörbehinderten. Als Betroffene, die ihre Behinderung selbst als Jugendliche und junge Erwachsene lange nicht annehmen konnte, berichtete Petra Blochius (heute Geschäftsführerin der Frankfurter Stiftung für Gehörlose und Schwerhörige) sehr bewegend, welche Bedeutung die Auseinandersetzung mit der Hörbehinderung für Kinder und Jugendliche hat. Die besondere Stellung von Peergroups, insbesondere bei der Einzelintegration, hat uns ElbschulEltern einmal mehr in unserer Arbeit bestärkt und motiviert. Vielen Dank @ Petra Blochius!

2016_11_05_petra_blochius

Anschließend hatten wir zusammen mit Thomas Worseck in seiner Funktion als Elternratsmitglied der Elbschule die Möglichkeit, aus Elternperspektive zu berichten. Dabei hatten wir unseren Fokus auf das Thema TRANSPARENZ gelegt – denn wir Eltern sind nicht vor Ort in der Schule und unsere Kinder berichten eher selten oder gar nicht. Entsprechend ist die Situation oft ambivalent: Die Stimmung variiert zwischen Vertrauen haben, Vertrauen haben wollen bis zu verlorenem Vertrauen und dem Wunsch nach Kontrolle. Was steht meinem Kind zu? Und wird dies auch umgesetzt? Allgemein gültige und nachvollziehbare Prozesse, z. B. zum Ablauf des Förderplans, und Qualitätskriterien können helfen, im Dialog zu sein und Qualität schaffen. Wir sind an konstruktiver Kooperation mit dem pädagogischen Team interessiert und wünschen uns möglichst wenig Reibungspunkte, denn sie gehen leider zu Lasten unserer Kinder!

Für uns gehört auch ehrliche und offene Kommunikation dazu. Schon vor den Sommerferien hatten wir die Schulbehörde gebeten (siehe Beitrag vom 14. Juli 2016), uns Eltern über die Verschiebung der §12-Ressourcen aufgrund der Neuorganisation des ambulanten Dienstes zu informieren – bisher leider ohne Erfolg. Wir bedauern, dass nun aufgrund fehlender Kommunikation unnötiger Erklärungsbedarf zwischen Eltern und Schulen entsteht.

Besonders beschäftigt uns auch die Frage des Elternwahlrechts: Dem „vorbehaltlosen Anspruch, eine möglichst wohnortnahe Regelschule zu besuchen – wenn ihre Eltern es wünschen“ steht die aktuelle Handhabung der sogenannten Schwerpunktschulen („personell und sachlich entsprechend ausgestattete allgemeine Schulen … , an denen entsprechende Erfahrungen in der Förderungen dieser Schülerinnen und Schüler vorhanden sind“ S. 12) entgegen. Hier fordern wir eine klare Position der Hamburger Schulbehörde: Ist das Elternwahlrecht auf Schwerpunktschulen begrenzt? Oder handelt es sich um eine Empfehlung? Öffentlich zugängliche Informationen, wie zum Beispiel eine Auflistung aller Hamburger Schwerpunktschulen in der Broschüre „Hamburgs weiterführende Schulen“, sollten auch bei diesem Thema eine Selbstverständlichkeit sein.

Unsere Kritikpunkte bzw. Forderung nach TRANSPARENZ haben einen gemeinsamen Nenner: Sie sind struktureller Art und richten sich entsprechend an die Strukturverantwortlichen in der Hamburger Schulbehörde. Einen Ausdruck unserer Präsentation konnten wir direkt vor Ort einer Behördenvertreterin überreichen und wir hoffen sehr, dass unsere Impulse in der Hamburger Straße Gehör finden.

2016_11_05_transparenz

Für alle Interessierten steht unsere vollständige Präsentation hier als PDF-Datei zur Verfügung: 2016_11_05_inklusion_elternsicht

Ursprünglich sollte auch die Elbschule noch vor der Mittagspause ihre Struktur und Beratungsangebote sowie das neue Konzept der inklusiven Klassen vorstellen. Dies holte sie dann nach einer gefühlt viel zu kurzen Pause mit vielen intensiven Gesprächen nach. In der nachfolgenden Podiumsdiskussion blieb leider nicht mehr genug Zeit, die vielen Fragen aus dem Publikum zu beantworten.

Wir danken den Veranstaltern für die Organisation, den SchülerInnen und ReferentInnen für ihre Impulse sowie Behörde & Politik für ihre Antworten in der Podiumsdiskussion. Wir ElbschulEltern habe sehr viele Anregungen mitgenommen und freuen uns auf die Fortsetzung dieser Veranstaltungsserie!